Hufpfleger DHG Ralf Kirschner über eine Sorge vieler Pferdehalter
Steinchen in der „weißen Linie“
Es ist schon ärgerlich, immer wieder setzen sich diese kleine Steine im und am Tragrand fest und der besorgte Pferdebesitzer fragt sich, warum ausgerechnet die Hufe seines Pferdes diese Steinchen scheinbar magisch anziehen. Dabei gibt es durchaus viele Pferde, bei denen dieses Problem nicht auftritt, Wie kommt es also, dass sich in manchen Hufen die Steinchen bevorzugt festsetzen? Bei manchen Pferden hängt es mit der Hornqualität zusammen.
Weiches und bröseliges Horn bietet Steinen gegenüber wenig Widerstand und erleichtert so ein Eindringen der Fremdkörper. Die Hornqualität kann stoffwechselbedingt eingeschränkt sein, oder aber auch durch ungünstige Haltungbedingungen leiden. Aber auch Zusammenhangstrennungen im Hufhorn bieten den Steinchen ausreichend Nischen um sich festzusetzen.
Zusammenhangstrennungen können immer dann entstehen, wenn die Hornkapsel unphysiologischen Belastungen ausgesetzt ist. Zum einen kann eine schräge, nach außen verbogene Wand die Blättchenschicht aufreißen. Schmutz und Steine können eindringen. Andererseits werden auch steile Hufwände, beispielsweise in Hornbereichen mit übermäßig großer Lastaufnahme, regelrecht zermörsert. Letztendlich führt dies immer dazu, dass kleine Zusammenhangstrennungen entstehen, in die sich die Steinchen einnisten können und nun ihrerseits die mechanische Zerstörung der Hornstrukturen fördern.
Gelingt es hier durch eine angepasste Hufbearbeitung die mechanischen Ursachen für die Entstehung der Zusammenhangstrennungen zu beseitigen, so wird sich das Problem der Steinchen im Huf ebenfalls lösen.
Damit beantwortet sich auch die Frage, ob es Sinn macht als Pferdebesitzer die Steinchen regelmäßig auszukratzen. Dies ist immer dann sinnvoll, wenn durch eine entsprechend angepasste Hufbearbeitung dem neuerlichen Eintreten von Steinchen vorgebeugt wird. Ist diese Voraussetzung nicht gegeben, eröffnet das Auskratzen der Steine nur weitere und größere Eintrittspforten. Somit wäre es in letzteren Fall das geringere Übel, die Steinchen im Huf zu belassen.
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